Dienstag, 29. April 2008

Phnom Penh und Siem Reap

Phnom Penh ist keine Hauptstadt die mit bombastischen Sehenswuerdikeiten auftrumpft. Vielmehr reizt der Charme und die Erlebnisse abseits der staubigen Strassen. Auch die Geschichte dieser Stadt ist relativ kurz, doch hat sie schon viele Hoehen und Tiefen erlebt. Einst eine der schoensten Staedte Suedostasiens wurde sie unter Lon Nol zu einem riesigen Fluechtlingslager wo sich bis zu 2Mio. Menschen in der Stadt aufhielten. Dann, innerhalb weniger Tagen, vertrieben das brutale Terrorregime unter Pol Pot die Einwohner aufs Land und fuer fast drei Jahre blieb Phnom Penh eine Menschenleere Geisterstadt. Am 7.Januar 1979 betraten die ersten vietnamesischen Einheiten der "Nationalen Befreiungsfront zur Rettung Kambodschas" die Stadt, welches auch gleichzeitig das Aufbruchsignal tausender Phnom Penher, in ihre ehemalige Haupstadt zurueck zu kehren war. So richtig Leben wurde der Stadt jedoch erst wieder 1992 eingehaucht, als 22'000 Mitarbeiter der Vereinten Nationen eintrafen, um die noch immer zerstoerte Infrastruktur des Landes wiederherzustellen. Phnom Penh ist auf dem Weg sich wieder in eine reiche Metropole zu verwandelen, doch noch laeuft der Verkehr langsam und die Stadt ist noch weit weg, zu einer verpesteten Stadt wie Bangkok zu werden.

Bei meinem ersten Besuch in Phnom Penh gings per TukTuk zu den Killing Fields. Dort steht das groesste und wohl auch makaberste Mahnmal zur Erinnerung an die Morde der Roten Khmer. Waehrend ihrer Herrschaft wurden zwischen 10'000 und 17'000Menschen vom S-21 Gefaengiss hierher gebracht und auf bestialische Art ermordet. Um diese Geschehnisse dieses Ortes niemals zu vergessen wurden die meisten Massengraeber ausgehoben um die Knochen und Schaedel in dem dafuer erbauten Mausoleum auszustellen. Das Tuol-Sleng-Museum, frueher ein Schule, wurde unter der Roten Khmer in ein Konzentrationslager umfunktioniert. Unter Pol Pot wurden an die 20'000Kinder, Frauen und Maenner inhaftiert, gefoltert und anschliessend in Choeung Ek (Killing Fields), oder anderen Orten ermordert. Die meisten verliessen das Gefaengiss schon tot. Grosse Galerien mit tausenden von Fotos, von Gefangenen, Toten und Folterwerkzeugen verdeutlichen nur allzu gut was sich hier abgespielt hat und laesst jeden Besucher erschauern. Während der vierjährigen Schreckensherrschaft wurden schätzungsweise 1,7 bis 2 Millionen Menschen in Todeslagern umgebracht oder kamen bei der Zwangsarbeit auf den Reisfeldern ums Leben (bei einer Gesamtbevölkerung von etwas mehr als 7 Millionen).

Als ich von der Kueste her nach Phnom Penh zurueck kam, nahm ich mir noch Zeit fuer die Besichtigung der Nationalmuseum, Silberpagode und den Koenigspalast. Die meisten Austellungsstuecke der Nationalmuseums sind vorallem Statuen, Gold- und Silberarbeiten und stammen aus der Angkor Periode bis zum Funan Reich im 20.Jahrhundert. Die Silberpagode wurde 1892 erbaut und ist ein gutes Zeugnis dafuer, das es auch nach der Angkor Periode nochmal wohlhabende und einflussreiche Herrscher im Lande regiert haben. Eine Treppe aus italienischem Marmor fuehrt zum Eingang. Der gesamte Boden im Inneren der Pagode ist mit 5281 Silberplatten ausgelegt, von der jede mehr als ein Kilogramm wiegt. Doch am beeindrucksten fuer mich war der wahrscheindlich kostbarste Altar der Welt. Indessen Mitte steht ein lebensgrosser Buddha, der aus 90kg purem Gold gegossen. Zusaetzlich ist er mit 9584 Diamanten bestueckt, von denen der wertvollste aus 25Karat ist. De Koenigspalast selbst ist nicht mehr betretbar seit 1991, der Koenig das Gebaeude wieder als offizielle Residenz benutzt.
Siem Reap ist eine Stadt mit 100'000 Einwohnern und Ausgangsort fuer die Besichtigung von Angkor. Auch hier wurden saemtliche Einwohner auf das Land getrieben. 1979 wurden die Roten Khmer von den Vietnamesen in die umliegenden Urwaelder vertrieben, wo sich als Guerilla agierten und bis 1993 regelmaessig die Einwohner mit Ueberfaellen in Angst und Schrecken versetzten. Heute ist Siem Reap eine friedliche Stadt und die einzigen Truppen, die den Ort ueberfallen, sind Reisende aus aller Welt, welche hauptsaechlich in der Hauptsaison zwischen November und Maerz in grossen Scharen einfallen. Umso besser fuer mich. Denn fruehmorgens und in der Mittaghitze waren die Tempel meist wie ausgestorben und ich konnte mich mit Gedanken in die damalige Zeit versetzen. Fuer jemand der diese riesigen Bauwerke nicht mit eigenen Augen gesehen hat, kann sich gar nicht vorstellen, wie spannend und eindruecklick und mit welcher unglaublicher Schoenheit die Tempel auf einen wirken. Deshalb macht es hier keinen Sinn, auf die einzelnen Bauwerke einzugehen. Fotos gibts in ca.1 Monat.
Inzwischen bin ich Bangkok und Morgen gehts weiter in den Sueden Thailand, wo sich die Haie vor mir in Acht nehmen werden.

Samstag, 19. April 2008

Kueste Kambodscha

Die Kueste von Kambodscha ist laut Vermessung inkl. der Buchten 435km lang und zieht sich entlang des Golfes von Thailand von Vietnam hinauf bis zur Provinz Trat in Thailand. Oekologisch gesehen befindet sich die Kueste noch immer in einem paradiesischen Zustand, denn das Meer ist wegen den Mangrovenwaeldern nur an den wenigsten Orten zugaenglich und in geringen Umfang mit Straenden erschlossen. Eine Stadt mit grossem Aufschwung ist Sihanoukville. Hier wurden vorallem von auslaendischen Firmen in den letzten Jahren viele Hotels eroeffnet oder ganze Strandabschnitte aufgekauft. An anderen Straenden entstanden ganze BackPacker-Doerfer wo auch ich mich einige Tage niederliess und die erfrischende Brise am Strand genoss. Die zahlreichen Inseln um diese Buchten herum liessen mir keine Ruhe und so entschloss ich mich fuer ein 2-Tages-Tauchtrip um die Inseln herum. Nach diversen Tauchgaengen in Peak Performance bonyancy, Navigation, Tauchen bis auf 30Meter, Fischbestimmung und einem Nachttauchgang konnte ich die Auszeichnung als "Advanced Open Water Diver" in Empfang nehmen. Bei einer Sightseeing Tour durch die wenig attraktive Stadt traff ich zuvaelligerweise auf eine Radio Station wo ich mich fuer die lokale Nachrichtentechnik interessierte. Der Programmleiter entschloss sich spontan, mich in die Show miteinzubeziehen und so konnte man folgende Worte live im Radio hoeren: "This is Radio 100.9, best Music und Show in Town, my Name is Sebastian from Switzerland, enjooooy the next song"


Choul Chnam das Khmer Neujahrsfest stand kurz vor Tuer. Da auch die Khmer den Strand lieben kommen zu dieser Zeit viele von Phnom Penh nach Sihanoukville und verwandeln den Strand in eine grosse Festhalle was sicher amuesierend gewesen waere, doch entschloss ich mich dem ganzen Rummel zu entziehen. Eine 3Stuendige Fahrt suedlich nach Kep und eine Bootsfahrt auf eine kleine Insel Namens Rabbit Island brachten die gesuchte Ruhe. Auf der kleinen Insel leben nur ca. ein dutzend Familien entlang des Strandes. Die meisten leben vom Fischfang ein paar andere haben ein paar einfache Bungalows und Restaurants wo sich eine handvoll Reisende niederlassen. Toilette gibts zwischen den Palmen in einem kleinen Bambusshauschen und die Dusche besteht aus einer Tonne Regenwasser mit Schoepfloeffel. In diesen vier Tagen unternahm ich eine 3stuendige Inselumrundung, ein paar Schnorcheltrips und eine Dschungelwanderung auf den hoechsten Huegel wo wir auf eine alte Befestigungsanlage der "Khmer-Rouge" stossen. Ausserdem ist hier nicht viel mehr zu machen. Ich genoss es einfach am Strand zu liegen und dem Sonnenuntergang entgegen zu schauen. Nicht zu vergessen den frischen Seafood, so ernaehrte ich mich hauptsaechlich von Shrimps, Creps und frischen Ananas am Strand. Ganz verschont von den festlichen Aktivitaeten blieb ich dann doch nicht, als Abends das Stromaggregat eingeschalten wurde, die Stereoanlage im roten Bereich lief und ich von den so herzlichen Kambodschanern zum Khmer-Tanz aufgefordert wurde.

Nach warmer Verabschiedung von den Familien verliess ich die Insel mit meinem neuen kambodschanischen Freund Kamnot. Zusammen gingen wir in die gleichnamige Provinzhauptstadt Kampot, wo er mir unbedingt seine Freunde und Familie vorstellen und die Umgebung zeigen wollte. Mit dem perfekten Guide gings am naechsten Tag mit Scooter ueber Feldwegen zu einer geheimnissvoller Hoehle wo unter anderem ein 1400Jahre altes Shiva Heligtum zu besichtigen war. In einem anderem Hoehlenlabyrinth stossen wir auf ueberreste eines alten Tempels.

Ich dachte das Khmer Neujahrfest dauert drei Tage doch die ganzen Aktivitaeten werden auch einige Tage spaeter noch weitergefuehrt. Kamnot warnte mich ueber irgendwelche verrueckte Leute welche mit Wasserbeutel um sich werfen, doch ich dachte eher an einen Scherz. Auf dem Weg zu einer Pagode wurde mir dann Bewusst was er meinte. Als wir um eine Kurve fuhren sah ich ein paar Kinder und Jugendlich mit Eimern und Pfannen am Strassenrand stehen. Kamnot begann mit den Haenden zu fuchteln und rufte irgenwas in Khmer zu. Doch alles umsonst. Als wir die kreischende Horde passierten gabs eine zuenftige Gratisdusche. Auf dem weiteren Weg passierte das noch einige Male mehr und um die Pagode herum bot sich uns ein aehnliches Bild. Es ging zu und her wie auf einem Rummelplatz. Kinder schoepften Wasser aus einem Teich in kleine Plastiksaecken und warfen diese anderen Kindern an. Auch wurde die Gesichter gegenseitig mit Kreide beschmiert, wo mir der Hintergrund jedoch nicht bekannt ist. Die ganze Wasserspielerei ist jedoch in Zusammenhang mit Neujahr. Dieses Fest gehoert zu den wichtigsten Feiertagen des Landes. Jedes Jahr wird ein neuer Tevoda, ein neuer buddhistischer Gott, der die Macht ueber Himmel und Erde besitzt empfangen. Mit diversen Ritualen, wie z.B. das aufstellen von Raucherstaebchen vor der Haustuere oder einem mit Essen gefuellten Teller vor dem Haus versuchen sie Glueck ueber ihr Haus und sich selber zu bringen. Ausserdem gehen die Glaeubigen in die Pagode, wo an einem bestimmen Tag die Buddha-Statue mit Wasser uebergossen wird und anschliessend werden die Leute welche sich um die Moenche versammeln mit diesem Wasser ueberspritzt. Nach diesem Ritual verschwanden die meisten in diverse Richtungen und auch wir machten uns wieder auf den Weg. Auf dem Rueckweg bot sich jedes noch immer das gleiche Bild und niemand wurde verschont. Meine einzige Sorge war um die Kamera welche gluecklicherweise trocken davon kam.


Dienstag, 8. April 2008

Ferienverlaengerung

Um die vielen Plaene noch verwirklichen zu koennen bleibe ich 3Wochen laenger als geplant. Somit werde ich Ende Mai in die kalte Schweiz zurueckkehren. ;-)

Sonntag, 6. April 2008

Saigon & Mekongdelta

Nach den erholsamen Tagen am Strand gings weiter nach Saigon. In diesem Areal das sich ueber 2089km2 erstreckt leben mehr als 6Mio. Einwohner und mindest soviele 2Rad-Fahrzeuge. Saigon ist zwar nicht die Hauptstadt aber zweifelsohne das oekonomische und kommerzielle Zentrum. Drei Tage fuer Saigon und die nahe Umgebung reichten mir aus um die wichtigsten Sehenswuerdigkeiten anzulaufen. Die 1.5km lange "Dong Khoi"- Strasse durchlaueft die DownTown und ist die aelteste von den Franzosen angelegte Strasse. Heute zieren Grand Hotel's und gehobenere Restaurant die Strasse bis hin zur Kathedrale von Notre Dam. Unweit entfernt befindet sich das "War Relics Museum" welches das Meistbesuchte der Stadt ist. Selbstredend handelt es sich hierbei um einen einseitigen Standpunkt, naemlich um die vietnamesische Sicht der Dinge. Doch wieso auch nicht? Die Gruende der Franzosen waren wohl so fadenscheinig wie die der Amerikaner. In vielen verschiedenen Raeumen wird mit Dokumenten und Bildern gezeigt welche Aggressoren dieses Land erlebt hat. Auch sehr eindruecklich die verheerenden Auswirkungen von chemischen Waffen an Mensch und Natur. Foeten und Missgeburten in Koservierungsglaesern veranschaulichen die grausige Effektivitaet von Dioxin-Killern wie z.B. Agent Orange.


Weitere Geschichte wurde in den ca. 50km entfernten Cu Chi-Tunnel geschrieben. Die ersten Tunnel baute man 1948 im Kampf gegen das franzoesische Kolonialregime. Bauernfamilien brachten in ihnen ihre Vorraete und manchmal auch sich selber in Sicherheit. Die Widerstandskaempfer nutzten die Stollen als Versteck fuer Waffen, Munition und Nahrung. 15Jahre spaeter im Vietnamkrieg wurden die Tunnel weiter ausgebaut und als die Amerikaner die Existenz dieser Tunnel entdeckten erstreckten sie sich bereits ueber Hunderte von Kilometern. Darauf hin wurde die Zone zur "free fire zone" erklaert worauf zigtausende Menschen zwangsumgesiedelt wurden um spaeter das Gelaende mit Giftgasen zu verbomben. Alles umsonst, auch kleinwuechsige Thais oder Koreaner welche in die Tunnel geschickt wurden kamen meist nur mit durchgeschnittener Kehle oder von Tellerminen zerfetzt ans Tageslicht zurueck. Zurzeit der Tet-Offensive 1968 reichte das Unterirdische Netzwerk, mit allen seinen Zweigen und Querverbindungen mehrere Hundert Kilometer lang, von der Kambodschanischen Grenze bis direkt vor die Tore Saigons. Durchschnittlich befand sich dieses Netzwerk 5-6Meter unter der Erde, bestanden aus drei oder gar vier Stockwerken welchen untereinander mittels geheimen Falltueren verbunden waren. Ein ganzes Heer von Widerstandskaempfern verbrachte z.T. Wochen oder Monate in den Lazaretten, Konferenzraumen, Schlafsaelen, Werkzeugdepots, Frischwasserbrunnen, Vorratslager und sogar Feldkuechen und Pagoden. Kleinere Sektionen sind heute fuer Touristen geoeffnet und wenn man sich selbst mal durch die engen Geaenge drueckt bekommt man einen Eindruck welche Strapazen es bedeutet durch die engen Gaenge zu kriechen.


Mit einer drei-Tages Tour welche ich meistens auf einem Boot verbrach durchkreuzte ich das Mekongdelta. Mit zahlreichen Stops an idylischen Inseln und Ufern besuchte ich eine Kokosnussinsel, eine Krokodilfarm, eine Fisch-und Schlangenfarm sowie Minoritaetendoerfern und weitere Gewerbe die sich die Natur zunutze machen. Ein unvergessliches Erlebniss hatte ich bei einer Homestay-Uebernachtung wo mich die ganze Familie herzlich empfang. Zu meinem Glueck heiratete am naechsten Tag einer der Soehne und so konnte ich schon mal von delikaten Haeppchen und Reisweinen Testprobieren. Eine Velofahrt durch palmengesauemte Wege entlang von kleinen Kanaelen und ueber dutzende Bruecken rundeten das Erlebnis ab. Auf dem Wasserweg verlies ich Vietnam und ein weiteres Boot brachte mich nach der Grenze vor die Tore Phnom Penh in Kambodscha.